Orientieren mit dem Kompaß (Lektion 3)

Magnetische Deklination

Das folgende gilt nicht für OL-Karten, dort zeigt der Nordpfeil (bzw. die Nordlinien) nach magnetisch Nord (zumindest bei Karten, die seit den frühen 70er Jahren entstanden sind).

Wie schon in Lektion 2 erwähnt, gibt es - leider - noch eine Sache, die einem das Leben, bzw. hier das Orientieren mit einem Kompaß, schwerer macht: die magnetische Deklination. Wie schon erwähnt, zeigt die Nordnadel des Kompaß' zum magnetischen Nordpol; eine Wanderkarte (auch eine topographische Karte) hingegen ist zum geographischen Nordpol ausgerichtet. Und dies sind zwei ganz unterschiedliche Punkte der Erdoberfläche.

Die magnetische Deklination gibt nun die Winkeldifferenz an einem Punkt der Erdoberfläche zu diesen beiden Polen an; sie ist also ortsabhängig und nebenbei auch zeitlich variabel.

Um noch weiter zu verwirren: Auf vielen Wanderkarten befindet sich ein sog. UTM-Gitter, das nicht zum Nordpol ausgerichtet ist, aber nicht wesentlich von der Nordrichtung abweicht.

Als erstes müssen wir den Betrag der Deklination wissen. Dieser wird in Grad angegeben. Wie groß die Deklination ist, hängt davon ab, wo man sich auf der Erde befindet. Man sollte sich also Gedanken darüber machen, bevor man eine Reise in ein fernes Land beginnt. Manchmal findet man auf der Karte selbst einen Hinweis dazu.

Bei Verwendung einer Karte mit UTM-Gitter wollen Sie nun wissen, wie sehr dieses Gitter von magnetisch Nord abweicht.

Zuerst legen Sie eine Marschrichtung fest, wie in Lektion 2 beschrieben.

Achtung ! Diesmal müssen die Orientierungslinien des Kompaß' nicht mit den Gitterlinien der Karte in Überdeckung gebracht werden, sondern es muß ein gewisser Winkelbetrag zugerechnet oder abgezogen werden.
Die Deklination ist z.B. als "15 Grad Ost" angegeben. Wenn man auf die Zeichnung links schaut, sieht man, daß positive Werte nach rechts zeigen (Osten), und negative nach links (Westen). Wie bei einem Zahlenstrahl. Wenn also der Wert der Deklination positiv (größer als Null) ist, muß ich einen entsprechenden Wert abziehen, um wieder auf Null zu kommen. Ist der Wert negativ, muß ich addieren. Also werden in diesem Fall (15 Grad Ost) diese 15 Grad vom Azimuth abgezogen. Dies geschieht durch Drehen des Kompaßgehäuses in die entsprechende Richtung. Nun zeigt der Laufrichtungspfeil wirklich in die Richtung, in die man gehen will. Der Rest ist bekannt: Man peilt einen entfernten Punkt an und geht los.

Für den Fall, daß man die Deklination für die Gegend, in der man sich befindet, nicht kennt, gibt es eine Möglichkeit, diese selber zu bestimmen.

1. Bestimmen Sie mit Hilfe der Karte den Azimuth bzgl. des Kartengitters von Ihrem Standort zu einem eindeutigen,entfernten Punkt im Gelände (je weiter weg, desto besser). Das setzt natürlich voraus, daß man den eigenen Standort kennt und sich über den Referenzpunkt im Gelände sicher ist.

2. Peilen Sie nun den Referenzpunkt mit dem Kompaß an. Drehen Sie dann das Kompaßgehäuse, bis Orientierungspfeil und Nordnadel übereinstimmen. Notieren Sie dann den magnetischen Azimuth (abzulesen auf dem Rand des Kompaßgehäuses am Treffpunkt mit dem Laufrichtungspfeil).

3. Die Differenz dieser beiden Werte ist die Deklination.

Kursabweichungen

Trotz aller Mühe und Genauigkeit wird man den gesuchten Geländepunkt vielleicht nicht immer treffen. Man muß mit etwas Kursabweichung rechnen. Wie groß diese werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Dichte des Waldes, Nebel, also die Sichtbedingungen. Und natürlich von Ihrer Genauigkeit. Wie schon erwähnt, sollte der mit dem Kompaß angepeilte Geländepunkt möglichst weit entfernt sein, das erhöht die Genauigkeit.

Unter normalen Geländebedingungen rechnet man mit einer Abweichung von 10%, bezogen auf die Entfernung zum Zielpunkt. Das bedeutet bei einer Strecke von 200 m eine Abweichung von etwa 20 m. Wenn ihr Zielpunkt also kleiner als 20 Meter ist, besteht die Gefahr, ihn zu verpassen. In unserem Beispiel (links) müssen Sie also die Augen aufhalten, um den Felsen zu finden.

In offenem, weit einsehbarem Gelände ist die Sache natürlich wesentlich einfacher.

Dies war (fast) die letzte Lektion als Trockenkurs. Jetzt heißt es, den PC abzuschalten und das Gelernte im Gelände anzuwenden. Versuchen Sie es ! Nur Übung macht den Meister. Viel Erfolg !

(Freie Übersetzung der Internet-Seiten von Kjetil Kjernsmo, mit freundlicher Genehmigung des Autors, Link zum Original)